Wie im Labyrinth
Mein Krebs und ich
Viel Halt durch die Familie
Auf den Schultern von Jasmines Sohn liegt große Verantwortung: „Ab der ersten Diagnose war Marco bei allen wichtigen Untersuchungen und Behandlungen dabei. Damals wirkte er sehr gefasst.“ Jasmine beginnt eine Chemotherapie, sie erhält alle drei Wochen Infusionen. Und auch jetzt weicht ihr Sohn bis Mitternacht nicht von ihrer Seite. „In dieser Zeit lebt man von Tag zu Tag. Du hast gar nicht die Zeit, in ein Loch zu fallen. Erst nach meiner Brust-OP habe ich realisiert, was mit mir passiert ist.“
Anfang Dezember erfolgt der operative Eingriff, bei dem die linke Brust entfernt wird. „Die Ärzte sprachen von 85% Heilungschancen, das gab mir und meinen Kindern viel Kraft, die Zeit der Therapie durchzustehen.“ Nachdem der Tumor nicht mehr sichtbar ist, ist Jasmine trotz extremen körperlichen und seelischen Belastungen extrem erleichtert. Sie entscheidet sich gegen einen Brustaufbau: „Die Brust war mir doch nicht so wichtig. Ich wollte vor allem gesundwerden.“ Jasmine erhält nach Empfehlung der Ärzte keine Bestrahlung, sondern macht über mehrere Monate eine Antihormontherapie.
So unsicher wie im Labyrinth
Dann endlich ist die Behandlungszeit zu Ende. Trotzdem hat sie das Gefühl, in der Luft zu hängen: Zwar folgen in einigen Abständen Untersuchungen zu Knochendichte und Blut sowie die Mammografie. Sie wird aber kaum über darüberhinausgehende Unterstützungsangebote aufgeklärt, was sie in der Nachsorge alles unternehmen kann. So vergehen die Monate und die Tumormarker sehen gut aus. Trotzdem fühlt Jasmine sich unsicher und fragt sich ständig, ob sie denn nicht besser „überwacht“ gehört. „Irgendwie fühlte ich mich nur mehr als eine Nummer im Krankenhaus“. Sie fühlt sich wie im Labyrinth. Sie schläft ganz schlecht, weil sie viel nachdenken muss und Schmerzen, besonders in den Hand- und Fußgelenken, hat. Sie kann nicht zuordnen, ob diese eine Nachwirkung der Chemotherapie oder eine Nebenwirkung der Antihormontherapie sind. Sie hat Angst, dass der Krebs zurückkehrt: Vor jeder Untersuchung im Krankenhaus: immer dieselben Ängste.
Raus aus dem Labyrinth
Trotz aller Schwierigkeiten und dank der Hilfe ihrer Familie schafft es Jasmine raus aus ihrem Loch und dem Labyrinth. Auch dank der Krebshilfe: über eine online Selbsthilfegruppe der Krebshilfe Wien erfährt sie von anderen betroffenen Patientinnen über ähnliche körperliche Beschwerden und mögliche Behandlungsansätze bei den Nebenwirkungen. Sie bespricht alles mit ihrem Arzt und fühlt sich mit einer neuen Medikation besser. Über die Krebshilfe Wien bzw. fit2work erhält sie vertrauliche Unterstützung zur Arbeitsplatzsicherung. Sie ist seit ihrer Chemotherapie in Krankenstand. fit2work ermöglicht eine langsame Eingliederung und Wiederaufnahme nach der schweren Erkrankung. So beginnt Jasmine schließlich wieder Vollzeit zu arbeiten. Sie ist froh ihr altes Leben zurückzuhaben und wieder im Unternehmen einzusteigen. Andererseits belastet es sie, dass ihr plötzlich neue Aufgaben zugewiesen werden. Sie muss körperlich anstrengende Schlichtarbeiten übernehmen, die ihre Hand- und Lendenwirbel besonders beeinträchtigen. Sie will nicht klagen, denn sie hat Angst, ihren Job zu verlieren.