Mein Weg, mit Krebs umzugehen

Mein Krebs und ich

Gerhard Roubal, Leberkrebs

Gerhard Roubal wird der Boden unter den Füßen weggerissen, als der Urologe bei einer routinemäßigen Kontrolle vor 4 Jahren zu ihm sagt, dass sein PSA sprunghaft erhöht ist und er ihm deswegen eine radikale Prostataentfernung empfiehlt. „Wie bitte? War’s das? Ist mein Leben jetzt vorbei? Was tun: einfach ignorieren oder doch einen Arzt suchen – aber wen und wohin?“ Gerhard hat Freunde, die ihn damals bei der Suche nach einem geeigneten Arzt helfen und ein halbes Jahr später, mitten in der Pandemie, operiert. „Gesundheitlich ist alles ok seither. Aber mein Leben, besonders mein Liebesleben und meine Wahrnehmung als Mann, haben sich völlig verändert. Ich musste lernen damit umzugehen. Das war und ist viel Arbeit.“

Was hat dir psychisch wie körperlich damals geholfen, dich aufzubauen und deine Ressourcen zu aktivieren?

Erst ging’s recht einfach – ich probierte es mit Autosuggestion und sagte mir, es wird schon alles wieder ok werden. Die Reha in Bad Sauerbrunn war ein unheimlich wichtiger Schritt ins Normalleben zurück. Dort habe ich mich 24 Stunden am Tag akzeptiert, ernst genommen und unterstützt gefühlt. Ich habe dort angefangen, viel Sport, Krafttraining, Radausflüge zu machen. Die körperliche Bewegung hat mir viel Freude und Zuversicht gegeben. Auch die Natur zu riechen und die Sonne zu spüren, das gab mir Kraft.

Hast du bewusst Wege gesucht, wie du deine psychische Widerstandskraft festigen/aktivieren kannst? Was hat dir geholfen?

Das war ein wirklich riesiges Thema für mich, weil ich wegen der ausbleibenden mein Mann-Sein in Frage gestellt habe. Ich habe dann regelmäßig psychologische Hilfe in Anspruch genommen. Die Suche nach einem Therapeuten war nicht einfach. Dort fand ich schließlich die Unterstützung durch die Trauerarbeit (um den Verlust der Erektionsfähigkeit). Ich habe gelernt, Wertigkeiten des eigenen Alltags zu hinterfragen und immer wieder die Zufriedenheit mit der jetzigen Situation zu suchen, zu stärken und auch beizubehalten. Es war nicht einfach, diese Arbeit. Weiters half mir, mich mit anderen Betroffenen auszutauschen: In der sog. Männergruppe von der Krebshilfe Wien mit dem Host Alex Greiner konnte ich wieder erkennen, dass ich doch auch ein unheimliches Glück hatte.

Hast du etwas aus dieser schweren Zeit der Krebserkrankung für dich mitgenommen, was dir heute hilft?

Eigentlich bin ich froh, den an sich gut behandelbaren Prostatakrebs ausgefasst zu haben. Ich vergegenwärtige mir dann, dass es bei anderen Krebsarten viel schlimmer bzw. lebensgefährlich sein könnte. Das blende ich aber immer wieder aus. Da sich mein Liebes- und Sexleben so verändert hat, unternehme ich nun sehr viel mit Freunden. Allerdings muss ich aufpassen, nicht zu übertreiben: Jeden Tag bin ich im Theater oder in Ausstellungen, gehe essen oder koche selbst für Freunde, gehe auf Reisen und viel Radfahren. Das ist wunderbar, aber zugegeben: da ist viel Ablenkung dabei.  Ich kann aber auch die Zeit alleine mit mir zuhause genießen. Mal abwarten, was die Zukunft bringt.