Mit Höhen und Tiefen durchs Leben 

Mein Krebs und ich

Foto von Josh Willink | pexels.com

Zum Muttertag auf Heimbesuch nachhause

Lukas Frau darf zum Muttertag einen Tag auf einen „Heimbesuch“ nachhause fahren – für sie und ihren Mann ein höchst emotionaler Moment.  Nach 8 Wochen kommt Lukas Frau endlich ganz nachhause, vorerst braucht sie einen Rollstuhl. Das bedeutete, dass Lukas zusätzlich zur Versorgung der Kinder auch seine Frau pflegen und versorgen muss. Zuvor organisiert er vorübergehende, punktuelle Unterstützung durch gemeinnützige Einrichtungen. Auch die Krebshilfe Wien steht auf Lukas‘ Anrufliste: Dort bekommen seine Frau und Lukas als Angehöriger psychoonkologische Unterstützung – bei zwei verschiedenen Beraterinnen. „Man kennt all diese wichtigen Unterstützungsangebote gar nicht solange man es nicht braucht.“ 

So dankbar fürs Leben

„Und dann haben wir uns mit vielen Höhen und Tiefen durchs Leben gekämpft. Ich würde sagen, die schönen überwiegen – da es meiner Frau jetzt wieder sehr gut geht.“ In der Zwischenzeit hatten sich erneut Absiedlungen von Krebszellen im Hirn gebildet, die mit einer Bestrahlung entfernt wurden. Auch die Wirbelsäule von Lukas‘ Frau wird bestrahlt; sie muss sehr viele belastende Therapien hinter sich bringen. „Nach all den Strapazen hat keine mehr gewirkt. Die Ärzte hatten sie bereits aufgegeben – oder zumindest sahen sie keinen Ausweg mehr.“ Doch dann plötzlich ein erlösender Anruf aus dem Krankenhaus:  es gäbe eine Therapie, die bei Hautkrebs noch nicht zugelassen wäre, aber gerade getestet wird.

Die Familie schöpft große Hoffnung – und diesmal ist es nicht umsonst: Obwohl Lukas‘ Frau nicht in eine dafür vorgesehene Studie aufgenommen wird, setzt sich der behandelnde Arzt persönlich dafür ein, dass Lukas‘ Frau die Therapie trotzdem starten kann. Zwei ganze Jahre dauert die Behandlung, körperlich extrem belastend. Lukas‘ Frau erleidet viele Nebenwirkungen – sie nimmt so stark Gewicht ab, sodass sogar Krankenhausaufenthalte notwendig werden.  Nach Therapieanpassung geht es Lukas‘ Frau schlagartig besser, sie setzt im Juni 2023 das Medikament sogar ganz ab. Seitdem ist Lukas‘ Frau zwar nicht krebsfrei, sie ist aber stabil, d.h. die Metastasierung schreitet nicht voran. „Bei der letzten Staging-Kontrolle war alles gut. Wir hoffen, dass es so bleibt. Aber natürlich, wir sind auf Alles eingestellt.“ Alle drei Monate muss Lukas‘ Frau zur Kontrolle – jedes Mal sind sie und ihr Mann in hoher Anspannung, wenn sie auf die Befundbesprechung warten.  

Eine extreme Mehrfachbelastung

Wie als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, erzählt Lukas, dass er immer für seine Frau und seine Kinder da war – und noch immer ist. Lukas entscheidet sich, weiter arbeiten zu gehen. Trotz Unterstützung durch seine Mutter und punktueller Hilfsleistungen durch ehrenamtliche Kinderbetreuerinnen steht Lukas unter extremer Mehrfachbelastung. Er schafft es trotzdem, sich jeder seiner Aufgaben ganz zu widmen: „Ich habe mich mit Hilfe meiner Mutter um beide kleinen Kinder gekümmert – und habe weiterhin meinen Job gemacht. Das erste Mal, dass meine kleine Tochter in ihrem Leben länger im Freien war, das war mit mir. Ich bin mit ihr im Kinderwagen aus dem Krankenhaus rausgegangen. Und was habe ich gemacht? Ich bin mit ihr in die Arbeit gefahren.“