Umgang mit dem Tod

"Jeder kann ein Schiff steuern bei ruhiger See." - Sprichwort

Wenn absehbar ist, dass eine Heilung nicht mehr möglich ist, ist häufig eine zunehmende Distanzierung beim Kranken zu beobachten. Der Betroffene zieht sich zurück, um sich auf den nahenden Tod vorzubereiten.
Sterbende befinden sich in einem Übergang, in dem oftmals andere Bewertungen und Bedürfnisse im Vordergrund stehen. Gerade in dieser Situation ist aber der Kranke oft emotional sehr bedürftig. In den meisten Fällen ist diese Phase auch von Angst vor Schwäche, Schmerzen, Einsamkeit oder auch der Sorge, Angehörigen zur Last zu fallen, gekennzeichnet.
Die Stimmungslage kann sich rasch ändern und reicht von Verdrängung, Wut und Zorn, Depression bis hin zu gefasstem Annehmen des bevorstehenden Todes. Oft versuchen Kranke auch, nicht über ihre Gedanken und Gefühle angesichts des nahenden Todes zu sprechen, um ihre Angehörigen davor zu schützen, da sie die Angst ihrer Umgebung spüren.

Jeder Mensch stirbt seinen eigenen Tod. So wie er sein Leben lang seinen eigenen Weg gegangen ist.

Dabei gibt es kein "richtiges" oder "gutes" Sterben.
Manche erreichen einen Zustand, in dem sie den Tod akzeptieren und Frieden gefunden haben. Andere wehren sich bis zuletzt. Manchmal ist der Kranke bereit zu gehen, aber der Angehörige kann ihn nicht loslassen. Klammern Sie sich nicht an ihn. Erlauben Sie ihm zu gehen.
Vermitteln Sie als Angehöriger dem Kranken das Gefühl, dass Sie als Ansprechpartner für seine Schmerzen, Bedürfnisse und Ängste da sind und er sich mit all seinen Sorgen an Sie wenden kann. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit und Verbundenheit ist in dieser letzten Lebensphase ganz wichtig für den Patienten.

Die Tatsache des bevorstehenden Todes sollte nicht tabuisiert werden.

Der Patient sollte die Möglichkeit haben, formale Dinge noch beizeiten zu regeln und sich von seinen Freunden und Familienmitgliedern zu verabschieden.
Manchmal ist es angebracht, als Angehöriger selbst initiativ zu werden und die Ängste anzusprechen. Suchen Sie das offene Gespräche mit dem Kranken, ohne ihm das Sprechen über den Tod aufzudrängen. Offenheit ermöglicht sowohl Ihnen als auch dem Patienten selbst, noch Unerledigtes zu klären: das kann die Aussöhnung nach früheren Kränkungen sein, die Bereinigung von Konflikten oder die gemeinsame Suche nach spirituellen Antworten sein.

Alles was zum gemeinsamen inneren Frieden beiträgt, ist in dieser letzten Lebensphase essentiell!

Halten Sie also die Kommunikation aufrecht, akzeptieren Sie aber auch, wenn der kranke Angehörige gewisse Dinge nicht aufgreifen möchte und Ihre Aufforderung dazu nicht annimmt. Es muss nicht immer alles gesagt werden. Der Sterbende verkraftet meist nur das, was er selbst erfragt. Seine Schutz- oder Abwehrmechanismen z.B. Ausweichen, Verleugnen, scheinbare emotionale Nichtbetroffenheit sollten immer respektiert werden.
Wenn zwischen Ihnen und der erkrankten Person keine sprachliche Kommunikation mehr möglich ist, kommt dem körperlichen Kontakt große Bedeutung zu. Durch Gesten, Zärtlichkeiten, Blicke, Streicheln, können Sie dem Sterbenden das Gefühl von Nähe, Liebe und menschlicher Geborgenheit vermitteln. Sie signalisieren ihm dadurch, dass Sie da sind und er/sie nicht alleine ist.
Nicht große Worte sind wichtig, sondern das Mitfühlen und Miterleben.

Die Begegnung mit dem Sterben eines Familienmitglieds ist gleichzeitig auch immer die Konfrontation mit dem eigenen Tod.

Der Umgang mit diesem Thema ist für die meisten Menschen schwierig, weil neu und oft mit großer Angst verbunden.
Die Fülle und Intensität an Gefühlen führt oft zu einer Überbelastung, die Gefahr, eigene Grenzen nicht zu sehen und sich ständig zu überfordern, ist groß.
Achten Sie auf sich, gönnen Sie sich selbst Pausen und pflegen Sie weiterhin Kontakt zu Freunden und Bekannten. Dort sollten Sie auch die Möglichkeit finden, über Ihre Ängste zu reden und Ihre Belastung abzuladen. Seelische Entlastung ist wichtig!

Nach dem Tod des geliebten Menschen durchlebt der zurückgebliebene Angehörige meist verschiedene Trauerphasen.

Diese Trauerphasen können unterschiedlich in Reihenfolge und Intensität ausfallen und hängen von der Persönlichkeit des Menschen sowie von seiner Beziehung zu dem Verstorbenen ab. Regeln oder Gesetzmäßigkeiten eines „richtigen“ Trauerns gibt es nicht.
Es gibt keine allgemein gültige Zeitspanne, nach welcher der Verlust eines verstorbenen Angehörigen verarbeitet ist. Jedem Trauernden steht die Zeit zu, die er braucht. Lassen Sie sich nicht von anderen unter Druck setzen, gut gemeinte Ratschläge wie "Du musst Dich jetzt langsam wieder zusammennehmen", "Das Leben geht weiter", etc. sind oft nicht sehr hilfreich.

In der Österreichischen Krebshilfe Wien finden trauernde Menschen Hilfe und Unterstützung. Wir bieten Gespräche für Angehörige, die Partner, Kinder oder einen anderen Angehörigen verloren haben.