Es ist nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören

Lungenkrebs

Univ. Prof. Dr. Michael Micksche

Rauchen ist krebserregend – das ist eine bekannte Tatsache. Etwa 9 von 10 Männern mit Lungenkrebs sind vermutlich in Folge langjährigen Rauchens erkrankt. Bei Frauen sind es etwa 8 von 10 Betroffenen. Raucherentwöhnung kann das Risiko für Lungenkrebs drastisch senken. Aktuelle Studien belegen, dass es niemals zu spät ist, mit dem Rauchen aufzuhören.

Eine neue wissenschaftliche Studie, die Blake Thomson (von der Stanford University Kalifornien USA) in einer renommierten Zeitschrift veröffentlicht hat, bestätigt die wichtige Botschaft „Es ist niemals zu früh, aber auch niemals zu spät, um mit dem Rauchen aufzuhören“. Die Wissenschaftler:innen haben Daten von 438.015 Erwachsenen im mittleren Alter von 47 Jahren aus der nationalen US- Gesundheitsbefragung in den Jahren 1997 bis 2018 analysiert. Innerhalb von insgesamt fünf Millionen Lebensjahren zeigte sich bei Raucher:innen eine dramatische Übersterblichkeit. Das Mortalitätsrisiko durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen war um den Faktor 2,3 erhöht, die Krebssterblichkeit um den Faktor 3,38 und für Lungenkrebserkrankungen wurde sogar eine um 13-fach höhere Todesrate registriert.

Bereits innerhalb der ersten 10 Jahre nach einem Rauch-Stopp ist ein großer gesundheitlicher Gewinn nachzuweisen. Ex-Raucher:innen hatten eine um 64 % geringere Herz-Kreislauf-Sterblichkeit. Gleichzeitig reduzierte sich die Krebssterblichkeit (alle bösartigen Krebserkrankungen) um 53 % und jene infolge von Lungenkrebs sogar um 57 % im Vergleich zu Personen, die weiterhin rauchten. Wer also mit dem Rauchen aufhört, senkt deutlich sein Erkrankungsrisiko: Ein Rauchstopp reduziert laut Studie gleichermaßen schnell die Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-, Krebs- und Lungenerkrankungen. Es zeigte sich, dass die durch das Rauchen verursachten Schäden, die sich über viele Jahre ansammeln, vom Körper ziemlich rasch "repariert" werden können. Das Fazit: Es ist nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören.

Lungenkrebs-Patient:innen, die ihre Rauchgewohnheiten umgekehrt beibehalten, haben ein deutlich erhöhtes Risiko für einen Rückfall und eine erhöhte Sterblichkeit. Die Studie zeigt, dass dieses Risiko allerdings für Patient:innen, wenn sie zum Zeitpunkt der Lungenkrebs-Diagnose (innerhalb von 12 Monaten) mit der Rauch-Abstinenz begonnen haben, markant gesenkt wird.

Dass sich die Raucherentwöhnung eindeutig positiv auf ein längeres Leben auswirkt, wird durch eine weitere aktuelle Studie bzw. Meta-Analyse bestätigt: Die groß angelegte Analyse zusammengeführter Daten von sog. Kohorten-Studien1 aus Asien, Europa, Nordamerika und Südamerika umfasst 42.087 Patient:innen mit Lungenkrebs. Auch hier zeigt sich, dass die Überlebensrate von Patient:innen mit Lungenkrebs deutlich höher war, wenn sie mindestens ein Jahr vor der Krebsdiagnose mit dem Rauchen aufgehört hatten. Je länger der Rauchstopp vor der Lungenkrebsdiagnose zurücklag, desto ausgeprägter war der Vorteil.

Diese Untersuchungsergebnisse unterstreichen einmal mehr die Bedeutung und Notwendigkeit, Strategien zur Raucherentwöhnung umzusetzen. So könnten etwa Entwöhnungsprogramme im Rahmen von Screening-Maßnahmen für Lungenkrebs – z.B. mittels Niedrigdosis-Computertomographie – besonders effektiv zur Senkung der Sterblichkeit durch Lungenkrebs beitragen.

Univ.-Prof. Dr. Michael Micksche


Als ehemaliger Leiter des Instituts für Krebsforschung der Medizinischen Universität Wien und als langjähriger Präsident der Österreichischen Krebshilfe Wien ist Univ.-Prof. Dr. Michael Micksche bereits seit vielen Jahren im Vorstand der Österreichischen Krebshilfe als Leiter der Arbeitsgruppe Forschung sehr engagiert – beispielsweise bei der Ausschreibung und Abwicklung der Krebshilfe-Forschungspreise und des Projektes „Österreichischer Krebsreport“.


1 Kohorten-Studie: Zwei oder mehrere Personen (Kohorten) werden über eine bestimmte Zeitspanne beobachtet, um z.B. das Auftreten einer Erkrankung innerhalb dieser Gruppe festzustellen. So lassen sich Faktoren identifizieren, die das Risiko für eine Erkrankung erhöhen.